Wie im Vorartikel besprochen, gehe ich hier näher darauf ein, wie ich die Atmung in meinem Yogaunterricht integriere und gebe Anleitungen zur Selbsterforschung. Die anatomischen Zusammenhänge der Atmung habe ich ja im Vorartikel erklärt und jetzt geht es darum, ein Gefühl, einen Zugang zur eigenen Atmung zu finden.
Als erstes lade ich dich zu einem Selbstversuch ein. Hol dir eine bequeme Unterlage und lege dich auf den Rücken. Du kannst dich auch gerne auf`s Sofa oder Bett legen. In der Rückenlage kannst du die Atmung am leichtesten kennen lernen, da du keinerlei Muskulatur anspannen musst, um dich aufrecht zu halten und Brustkorb und Bauch sich ganz frei „entfalten“ können. Falls die Rückenlage für dich nicht bequem möglich ist, setz dich bequem angelehnt hin. Damit du nicht gleichzeitig lesen und die Anweisungen umsetzen musst, habe ich eine Atemübung aufgesprochen. Einfach auf Play drücken 🙂
Am Anfang jeder Yogastunde hole ich die Bereiche ins Bewusstsein, um die Atemräume zu öffnen. Im Alltag atmen wir oft reduzierter und jede/r von uns nach eigenen Gewohnheiten. Wie auch in den Körperübungen geht es mir darum den eigene Spielraum zu erweitern. In diesem Falle auch darum, den Körper gut mit Sauerstoff und somit im übertragenen Sinn mit Lebensenergie zu versorgen.
Ein zweiter Punkt, der auch in der Übung zum Tragen kam, ist die beruhigende Wirkung einer verlangsamten Atmung. Dadurch dass wir bewusst und tief ein- und ausatmen verlangsamt sich im Allgemeinen die Atmung, was wiederum beruhigend auf das Nervensystem und unser Gedankenspiel wirkt. Somit ist die Übung eine optimale Übung zum An- oder Runterkommen.
Weiter wird die Atmung in den Yogaübungen als Taktgeber benutzt. Alle dynamischen Übungen werden im Atemrhythmus geübt. Die Kunst ist, Atmung und Bewegung in einem gleichförmigen ruhigem Fließen zu verbinden. Dadurch verlangsamen sich die Übungen und wir können unser Bewusstsein und die Wahrnehmung für den Körper schulen. Hier eine kleine Anleitung, um Atem und Bewegung in Einklang zu bringen:
In den statischen Haltungen ist die Atmung ebenso zentral. Das Ziel jeder Yogahaltung ist es, sich in sie hinein entspannen zu können, ruhig zu atmen, wach wahrzunehmen und gleichzeitig gesammelt zu sein. Letztendlich sind sie eine Form der Meditation. Da die klassischen Yogahaltungen aber teils sehr akrobatisch sind und ich in meinen Kursen feststellen musste, dass viele TeilnehmerInnen schon in einfachen Übungen Schwierigkeiten hatten eine entspannte Haltung (sowohl innerlich, wie äußerlich) einzunehmen, bzw. körperliche Einschränkungen und mangelnde Körperwahrnehmung die Yogahaltungen unmöglich machte, bin ich von vielen klassischen Übungen abgekommen. Auch habe ich beobachtet, dass meine TeilnehmerInnen bei anspruchsvollen Haltungen oft einen sportlichen Ehrgeiz entwickelten, der im Yoga kontraproduktiv ist.
In meinem Yogakurs bereiten wir auf sanfte Weise den Körper vor, sich in einfache Haltungen entspannen zu können. Ich nutze den Atem, um einatmend von innen „Raum zu schaffen“ und ausatmend zu entspannen. Während die Ausatmung fest mit Loslassen und Entspannen verknüpft wird, dient die die Einatmung, neben dem Raumschaffen auch der Aufrichtung.
Zusammengefasst: Die Atmung spielt eine zentrale Rolle im Yoga, sie dient
- der Lebensenergiezufuhr (Sauerstoff)
- der Beruhigung
- als Taktgeber und damit als Unterstützung in Einklang zu kommen
- als Unterstützer zum Loslassen und Entspannen auf der einen Seite und zum Raumschaffen und Aufrichten auf der anderen.
Ich hoffe ich konnte eine kleine Orientierung geben, wie ich den Atem in meinen Yogakursen einsetze. Ich freue mich auch über Kommentare oder Fragen, die ich dann hier beantworte, so dass wir alle etwas davon haben 🙂