Wir können ohne Arm oder Bein leben
Wir können 2 Monate ohne Nahrung leben
Wir können 3 Tage ohne Wasser leben
Ohne Luft, können wir nur 3 Minuten überleben.
Das erklärt, warum die Yogis den Atem mit Lebensenergie (Prana) gleichgesetzt haben. Sie haben dessen Bedeutung und Wichtigkeit schon früh erkannt. Allerdings nutzten sie die Erkenntnis um zu erforschen, wie man die Lebensenergie durch Atemübungen steigern, lenken, nutzen kann – immer auf der Suche nach Wegen das Menschliche zu überwinden, um im Göttlichen aufzugehen.
Das wiederum ist nicht meine Intension und ich lehne viele der Atemübungen, die für mich gleichzusetzen sind mit Aufputschmitteln, ab. Mir geht es darum, den Atemvorgang und seine Wirkung ins Bewusstsein zu holen, damit er sich im Rahmen der natürlichen Möglichkeiten voll entfalten kann.
Die Atmung ist der Motor unseres Stoffwechsels, er bedingt die Stoffwechselprozesse, welche dem Energiegewinn der Zellen dienen – fällt der Motor aus, bricht das System zusammen, sterben wir.
Unser Atmungsorgan ist die Lunge. Die Lunge selbst dehnt sich nicht aktiv aus, sondern ihr wird durch die Atmungsmuskultatur (in einer Art Vakuumeffekt) Raum geschaffen.
Zur Atemmuskulatur gehört die Zwischenrippenmuskulatur und auch das Zwerchfell. Indem der Brustkorb aktiv geweitet und das Zwerchfell nach unten abgesenkt wird, wird die Lunge durch den Vakuumeffekt auseinandergedehnt und füllt sich dabei mit Sauerstoff. Ergo, je weniger Spielraum der Brustkorb oder das Zwerchfell haben, desto weniger Sauerstoff nehmen wir auf.
Das Zwerchfell trennt die Lunge von den Bauchorganen und ist im entspannten Zustand kuppelförmig nach oben gewölbt. Wird es aktiviert, senkt es sich nach unten ab und schiebt dabei die Bauchorgane zusammen (netter kleiner Massageeffekt nebenbei). Wenn wir dabei den Bauch bewusst nach aussen wölben und somit mehr Platz schaffen, kann das Zwerchfell sich leichter absenken und damit der Lunge helfen sich optimal mit Sauerstoff zu füllen.
In unserer heutigen Zeit ist zu beobachten, dass viele Menschen aufgrund von innerer Spannung – psychischer und physischer – recht flach atmen und im yogischen Sinne damit ihre Lebensenergie reduzieren. Auch sind Bauch und Brustkorb bei vielen Menschen verspannt und dadurch bewegungseingeschränkt.
Die Flachatmer atmen oft kürzer und nur in einen Teil des Brustkorbes ein – haben kaum Zugang zur Bauchatmung. Dieser Reduktion möchte ich im Yoga entgegen wirken und wieder ein Bewusstsein für die Atmung fördern und einen Zugang zur anatomischen Atembewegung ermöglichen.
Ein weiterer Aspekt der Atmung ist die beruhigende Wirkung. Wenn wir unseren Atem vertiefen und verlangsamen wirkt das nachweislich beruhigend auf unser Nervensystem und unser Gefühlserleben.
Probier es einfach mal aus – wenn du das nächste Mal sehr aufgeregt bist, beobachte deine Atmung und dann „schnauf mal richtig durch“ und verlangsame und vertiefe sie. Was passiert?
Die Atmung ist also eine Körperfunktion voller Lebenqualität, deren Möglichkeiten wir, aufgrund unserer Lebensgewohnheiten, oft nicht ausschöpfen.
In einem weitern Artikel schreibe ich, wie ich die Atmung in den Yogaunterricht integriere und gebe dir kleine Übungen zum Selbstversuchen.