Von Wünschen und deren Erfüllung

Einige meiner Freunde haben die Zeit zwischen den Jahren, die sogenannten Rauhnächte, dazu genutzt ein Wunschritual zu machen.

Mit den Wünschen ist das aber so eine Sache. Oft scheinen sie nicht in Erfüllung zu gehen. Manchmal merken wir aber auch gar nicht, dass sie sich erfüllt haben, weil unsere Vorstellung, wie die Wunscherfüllung auszusehen hat, viel zu eng ist. Das Leben hat oft andere und manchmal bessere Ideen als wir selbst 😉

Ich mag das an einem gerade erlebten Beispiel erklären.

Am Ende des Jahres nimmt oft meine Energie ab, verringert sich genau so, wie das Tageslicht. Ich fühle mich dann müde, manchmal auch richtig erschöpft und sehne mich nach Ruhe. So hatte ich immer den großen Wunsch in eine richtige Winterpause zu gehen. Dieses Jahr wollte ich mir diesen Wunsch ausgiebig erfüllen. Mit der Ankündigung meiner Winterpause begann ich mir zunehmend auszumalen, wie die Pause aussehen sollte. Ich verband mit ihr den Wunsch eine (termin)freie Zeit zu haben, in meiner verlangsamten Geschwindikeit gehen zu können, meine Wohnung ganz für mich zu haben und in den Tag hinein leben zu können. Ich wusste genau, wie sich das anfühlen sollte.Trotz Müdigkeit hatte ich auch Lust auf Kreativität und besorgte mir entsprechendes Material. Ideen begannen zu sprudeln.

Die so ersehnte Pausenzeit fing jedoch schon ganz anders an, als erwartet und ich war erstmal genervt davon. Ich kam nicht zur Ruhe, weil alles anders lief, als ich es mir augemalt hatte. Mein Raum, den ich für`s Kreativwerden freiräumen wollte, verbaute ich mir selbst und ich rutschte immer mehr in ein Mangelgefühl, weil alles zu anders war. Nichts war so, wie ich es hatte haben wollen und ich war dadurch im Widerstand, unruhig, ungeduldig und frustriert. Was ein blöder Zustand!

Und dann entschied ich – etwas traurig und enttäuscht- meine Vorstellungen und Erwartungen loszulassen und mich auf das einzulassen, was das Leben für mich bereit hält.

Und siehe da: Ich wurde reich beschenkt. Mit so intensiven Begegnungen, wie sie in meiner Vorstellung gar nicht möglich gewesen wären. Mit einer Kreativität, die mich nicht klassisch mit Pinsel und Farben oder Gestaltungmaterial experimentieren ließ, sondern mir ermöglichte die Feiertage mal in ganz neue „Formen“ zu gießen, ihnen einen eigenen Anstrich zu verpassen und sie ganz anders und als Fülle zu erleben. Mit einer Zufriedenheit, die mich satt und ruhig werden ließ.

So bekam ich wieder mal gespiegelt, dass meine Vorstellungen oder auch meine Erwartungen sehr einschränkend wirken können, weil sie mir den Blick verstellen und einen Mangel trotz vorhandener Fülle erzeugen können. Wäre ich meinen entstandenen, immer konkreteren Vorstellungen treu geblieben, wäre ich einfach enttäuscht von dieser Winterpause, denn ich habe fast nichts in der Form umgesetzt, wie ich es mir ausgemalt hatte.

Und doch hat sich alles erfüllt. Ich fand in eine Zufriedenheit, die mich ruhig werden ließ. Die Ruhe kam aus einer ganz anderen Richtung, als ich dachte, nährte sich aus einer zwischenmenschlichen Begegnung. Ich habe meine Kreativität gelebt und meinen Raum frei genutzt und gestaltet in einer Form, die nicht in meinem Vorstellungsrahmen lag. Ich habe in meine eigene Geschwindigkeit gefunden.

Es ist nicht das erste Mal in meinem Leben, dass sich Wünsche auf ganz andere Art erfüllen und ich erst ein bißchen brauche, um zu verstehen und sehen zu können, dass sie sich erfüllt haben.

Meiner Erfahrung nach ist das Wünschen eine hohe Kunst, denn es verlangt von uns ein Heraustreten aus den eigenen einengenden Vorstellungen und Erwartungen. Ein Öffnen für Neues. Ein Vertrauen auf die Möglichkeiten. Ein bewusstes Hinschauen. Gleichzeitig birgt es wunderbare Möglichkeiten, manchmal fast einen Zauber.

Kennst du das?

Vielleicht magst du deinen eigenen Wünschen ja mal in der Form freien Lauf lassen und dich überraschen lassen, was das Leben für Ideen dazu hat?

 

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