Von der Freiheit des Moments

Am freiesten fühle ich mich, wenn ich mich ganz bewusst und sinnesoffen auf einzelne Momente einlassen kann. Auf das, was gerade wirklich da ist, in mir und im Außen. Das sind die Momente, in denen ich mich satt im Sein empfinde, voller Berührtheit, Verbundenheit und Faszination über die Fülle, die mich umgibt. Dann bin ich glücklich.

Dazu braucht es aber ein Heraustreten aus dem „Alltagsbewusstsein“, welches oft ein reduziertes ist. Aufgrund von eigenen und gesellschaftlichen Vorstellungen ist dieses geprägt von Gewohnheiten, Verhaltensweisen, Rollen, die uns festschreiben, in uns und durch Resonanz auch im Außen. Es besteht zudem oft aus Erledigungsdenken, Erfolgs- und Termindruck, sowie aus Ausgleichs- und Übersprungshandlungen und Vermeidungsstrategien, wenn uns das alles mal zuviel wird. Unsere Gedanken sind da oft gleichermaßen in der Zukunft, wie im Abgleich mit der Vergangenheit und unsere Sinne auf das Nötige reduziert, Wir sehen, riechen, fühlen, schmecken, spüren zwar auch, aber eher im Vorbeifliegen. Keine Kapazitäten sich wirklich in diesen Moment hineinsinken zu lassen und ihn voll auszukosten, die Zeit zu vergessen.

In unserer Gesellschaft sind wir da in einen Dauerlauf geraten, den ich als höchst fragwürdig ansehe.

Um damit zurecht zu kommen sind wir immer bemüht in unserem Leben Ordnung zu schaffen. Dazu sortieren wir Erfahrungen, Handlungsstratgien, Menschen, Sichtweisen in Schubladen, damit all das, was uns umgibt, übersichtlicher wird. Dadurch schaffen wir in uns ein eigenes Weltbild. Dagegen ist nichts zu sagen, wenn wir uns bewusst sind, dass das nur zur Vereinfachung geschieht, um in dieser unübersichtlichen Welt zurecht zu kommen. Dem Leben und all seinen Facetten wird das aber nicht gerecht.

Ganz im Gegenteil kann unser Weltbild uns vom Erleben dessen, was wirklich ist vollkommen entfernen und wir leben dann nur in einer gedachten Welt, die mit dem Jetzt nichts mehr zu tun hat.

Ich verstehe, fühle und erfahre es immer klarer, dass das Leben JETZT stattfindet, in den echten Begegnungen. Dass die spirituellen, viel zitierten Aussagen dazu keine Floskeln sind, sondern einer tiefen Wahrheit und Verbundenheit mit allem Sein entspringen.

Wer sich im Jetzt geborgen fühlt, der ist frei und erlebt die Fülle des Lebens, ein heraustreten aus der Zeit und eintreten ins Sein. Ich übe das täglich. Es gelingt mir mal mehr, mal weniger und oft nur für kurze Zeitabschnitte. Diese Momente bereichern mein Leben enorm.

Gleichzeitig haben sie in mir über die Jahre zu einer anderen Betrachtungweise und einem neuem Umgang mit dem Leben geführt, die ich nicht mehr missen mag. Ich bin zunehmend bereit mich jeden Moment überraschen zu lassen, nichts als selbstverständlich zu nehmen, jeden Moment als Geschenk zu sehen. Auch wenn sich Vieles ständig wiederholt, gibt es nie eine Garantie. Im nächsten Moment kann alles anders sein.

Das bezieht sich auch auf meine sozialen Kontakte, meine Arbeit. Anstatt die Menschen aufgrund meiner Erfahrungen, meines Denkens festzuschreiben, kann ich ihnen jedes Mal wieder neu begegnen. Wir können gemeinsam neue Räume betreten, über uns Staunen, uns selbst neu entdecken in unserer eigenen Vielseitigkeit.

Das kann vielleicht bedrohlich und verunsichernd wirken, aber es birgt auch eine enorme Freiheit und unendliche Möglichkeiten.

Wir legen uns selbst fest und stecken unseren Rahmen für unser Leben. Das ist bestimmt auch sinnvoll. Wir greifen aber zu kurz, wenn wir behaupten, wir, das Leben oder die anderen sind so! Nein, wir verhalten uns aus vielerlei Gründen gerade so und entscheiden uns immer wieder aufs Neue, das so zu tun. Aber wir könnten auch ganz anderes tun, jeden Moment.

Ich mag Dich dazu einladen, immer mal wieder die Freiheit des Moments spielerisch auszukosten und aus dem Gewohnten herauszutreten. Das macht aber nur Sinn, wenn Du es ganz bewusst und neugierig und sinnesoffen tust und bereit bist, dich beschenken zu lassen von einer Fülle, die wahrscheinlich nichts mit deinen Vorstellungen zu tun hat.

Niemand verbietet uns durch`s Leben zu hüpfen. Hast du schon mal ausprobiert mit schlechter Laune ein paar Schritte zu hüpfen? Vielleicht sogar in der Öffentlichkeit? Was passiert dabei in dir?

Wenn du Lust hast, probier es mal aus und berichte. Die schlechte Laune ist aber keine Voraussetzung, das geht auch so wunderbar 😉

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