„Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht. Sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer“
Seneca
Zitate – Wozu sind sie eigentlich gut? Was bewirken sie? Warum sind sie so beliebt?
Letztlich sind es ja oft aus dem Kontext gerissene Sätze, die nur in Teilen stimmen. Und dennoch können solche einzelne Sätze Denk- oder Fühlanstöße geben, die uns zu einem bewussten Hinschauen, Hinfühlen und Reflektieren einladen. Manchmal führen sie dazu, die gewohnte Sicht zu verlassen und unser Leben, unser Verhalten von einer anderen Seite zu betrachten oder sie erinnern uns an Werte, die uns zwar ein Herzensanliegen sind, aber im Alltag immer wieder zugeschüttet werden oder, oder, oder. Für mich sind es kleine „Hallo-wach“-Impulse, die helfen, bewusst zu werden.
Dieses Zitat oben hat mir z.B. als Sichtweisen-Spielerei gerade geholfen, eine blöde Gewohnheit zu durchbrechen. Manchmal sind es ganz kleine, veränderte Nuacen von eigentlich bekannten Sichtweisen, die etwas möglich machen, was vorher irgendwie nicht ging. Mir hat das Zitat nochmal klar ins Bewusstsein geholt, dass manche Dinge schwerer werden, weil wir das Tun hinauszögern und nicht weil das Tun als solches schwer ist. Wenn ich jetzt bei der Gewohnheit wieder in Versuchung gerate, mache ich mir in dem Moment bewusst, dass ich mir den Umgang durch das Nichttun weiter erschweren werde. Das setzte ich dem gewohnten Nachgeben, das ja erstmal leichter zu sein scheint, entgegen. Und es hilft. Es ist, wie wenn ich die Auswirkungen auf eine vorgestellte Waage lege und jetzt wirklich sehen kann, dass die Gewohnheit mir das Leben deutlich mehr erschwert, mir Energie raubt und das Handeln vegleichsweise echt leicht ist. Dieses bewusste Abwägung führt dazu, dass ich handele anstatt nachzugeben.
Parallel dazu schaue ich mir gerade bewusst an, was wirklich mein Interesse, meine Neugier weckt und was ich nicht tue, weil ich denke, es sei zu schwer, zu kompliziert. Dann hole ich mir das Zitat ins Bewusstsein und überprüfe. Schönerweise wandelt sich dabei mein Gefühl immer mal wieder von „zu schwer, zu anstrengend“ in Neugierde und Wissenwollen, wie es denn jetzt wirklich ist. Es tun sich in mir dadurch neue „Spielräume“ auf und das alles wegen diesen zwei Sätzen oben. Darüber freue ich mich sehr.
Für mich ist es bei Zitaten allerdings nicht wichtig, dass sie ein gesellschaftlich anerkannter Mensch von sich gegeben hat. Es ist nur leichter auf deren Sätze zurück zu greifen, weil sie schriftlich festgehalten und verbreitet werden. In Gesprächen beschenken wir uns ja oft gegenseitig mit solchen „Schlüsselsätzen“, die in uns nachhallen und uns weiter helfen.