Das Jahresende naht – Zeit für einen (anderen) Rückblick
Dieses Jahr geht mein Rückblick viel weiter, als nur ins Jahr 2022. Ich lerne gerade Situationen aus der Vergangenheit, in denen ich sehr überfordert war, aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Situationen die, wenn ich an sie denke, immer noch Überforderung, Scham, Wut, Traurigkeit, Hilflosigkeit auslösen – sprich irgendwie unverarbeitet sind, da sie scheinbar zu keinem guten Ergebnis geführt haben.
Ich lerne gerade zu verstehen, auf welche oft seltsame, befremdliche, aber auch irgendwie geniale, verrückte Art ich in den Situationen doch für mich gesorgt habe. Und ich erfahre gerade, dass dieses Verstehen und andere Einordnen der Situationen mir neue Kraft und Vertrauen schenkt. Gleichzeitig lässt es meinen Blick weiter und offener werden in Bezug auf das Verhalten anderer.
Es lohnt sich solche Situationen, da sie unverarbeitet in uns weiter lebendig bleiben, genauer anzuschauen und sie mal anders zu betrachten. Wenn es gut geht, endet es damit, dass man ein größeres Vertrauen in sich und die eigenen Fähigkeiten gewinnt und sich dadurch als sicherer, kraftvoller erlebt. Auch führt es dazu, dass man offener und neugieriger mit weiteren Überforderungssituationen umgehen lernt.
Das größte Problem, dass ich in unverarbeiteten Überforderungssituationen sehe, ist der Verlust an Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Vordergründig sind wir vielleicht in den Situationen auf die anderen Beteiligten oder das Leben, das uns in solche Situationen gebracht hat, sauer. Aber dahinter liegt, meiner Erfahrung nach, oft ein Vertrauensverlust, der das tiefere und nachhaltigere Problem ist. Wir sind eigentlich wütend auf uns selbst, weil wir in den Situationen keine hilfreiche, lösende oder gar erlösende Handlungsmöglichkeit hatten. Wir konnten nicht gut für uns sorgen, wir hatten kein Standing, keine Handlungsfähigkeit. Wir waren hilflos und gefühlt schutzlos. Das verzeihen wir uns nicht.
Das wiederum kann dazu führen, dass wir uns nicht mehr wirklich vertrauen, Teile von uns ablehnen, uns selbst abwerten.
Diese innere Misere verlagern wir dann oft wieder ins Außen und machen alle anderen dafür verantwortlich. Meinen, die anderen müssten gefälligst rücksichtsvoller mit uns umgehen, besser noch – sie müssten wissen, was wir brauchen! Oder wir fordern schon mal vorsorglich eine oft unverhältnismäßige Rücksichtsnahme, die das Gegenüber im eigenen Sein einschränkt (uns selbst letztlich genauso) und somit keine gesunde Basis für ein Miteinander ermöglicht. Da die anderen sich jedoch meist eh nicht so verhalten, wir wir es gerne hätten, sehen wir das fatalerweise oft als Bestätigung für unsere eigene Wertlosigkeit. Auf diese Weise gibt es keine gute Lösung, aber viel Konfliktpotential für alle Beteiligten.
Überforderungen sind aber ganz normal und gehören zum täglichen Leben dazu. Sie sind natürlicher Bestandteil jedes Lernprozesses bzw. auch unseres inneren (spirituellen) Wachstumsprozesses. Es lohnt sich also zu lernen uns selbst und unseren Umgang mit ihnen zu verstehen und falls nötig, neue, andere Wege auszuprobieren. Wir haben viel mehr Möglichkeiten in uns, als uns oft bewusst ist.
Vielleicht magst du ja mal diese Gedanken und Sichtweise spielerisch nutzen und dir eigene Überforderungssituationen anschauen und hinterfragen?
Das können wir auch gerne im Raum zum Sein gemeinsam tun.
Zum Abschluss des Jahres bietet es sich natürlich an noch einmal von ganzem Herzen DANKE zu sagen!