Eine Liebeserklärung an meine Arbeit

Angeregt durch ein 25jähriges Jubiläum meiner Massageausbildungsschule, habe ich mal meine eigene Arbeit rückblickend angeschaut. Ich habe erstaunt festgestellt, dass ich schon 18 Jahre mit Massage und 22 Jahre mit Yoga und auf gewisse Weise schon immer als Forscherin und Kreative arbeite. Was eine lange Zeit!

Wie kam ich eigentlich zu meiner Arbeit?

Der Yogagrundstein wurde durch meine Oma gelegt. Ich fand es als Kind toll eine Oma zu haben, die um 5 Uhr aufstand und sich auf den Kopf stellte und mich einlud, dasselbe zu tun. Sie hat auch mit mir gezeichnet und meine Kreativität gefördert.

Berührungsmensch war ich schon immer – ich gehörte zu den Schmusekinder, die allen, bei denen es sich gut anfühlte, auf den Schoß gekrabbelt ist. Berührung ist ein wichtiger Bestandteil meiner Beziehung zu Menschen. Ich kann sie so nochmal anders wahrnehmen und sie mich. Heute bezeichne ich mich auch als Körperkummuniziererin.

Genauso hat das Zwischenmenschliche mich früh interessiert. Ich war immer neugierig auf Menschen, empathisch und eine aufmerksame Beobachterin und Zuhörerin. Seit ich – im wahrsten Sinne des Wortes – denken kann, habe ich mich gefragt, warum Menschen immer wieder so verletzend miteinander umgehen und mir angeschaut, was dahinter stecken könnte.

Meine Schulzeit diente weniger der Wissensaneignung, als persönlicher Sozialstudien. Ich fand den Umgang miteinander oft erschreckend und verstörend und zog mich immer mehr in mich und die Rolle der Beobachterin zurück. Gleichzeitig bedeutete Schulzeit für mich, wie man heute so schön sagt, Bulemielernen. Ein Thema nach dem anderen – kaum Zeit für Reflexion, zum Wirkenlassen, Hinterfragen, Selbst-kreativ-werden.

Umso glücklicher war ich, als ich in einem Yogakurs wieder Zeit zum Spüren fand, für Selbstwahrnehmung, ruhiges Erforschen. Einer Qualität, die im Schulalltag verloren gegangen war. Davon wollte ich mehr und deswegen fragte ich die Lehrerin nach ihrer Ausbildung.

In der Ausbildung lernte ich, als Küken,  Menschen kennen, die ganz andere Lebenseinstellungen und Sichtweisen hatten, bemüht waren um ein achtsames Miteinander und Selbstentwicklung. Und auch wenn mir einiges daran wirklich fremd blieb, gefiel es mir doch besser, als das, was ich bisher in der Gesellschaft und Schule gelernt hatte.

Da ich unbedingt studieren wollte, um herauszufinden, ob man an der Uni gescheite Dinge über`s Leben lernen kann, aber ein grottenschlechtes Abi hatte, schrieb ich mich für Grundschullehramt ein (da gab es keinen NC). Ich nutzte diese Entrittskarte, um in viele Fachberreiche hineinzuschnuppern. Ja, hier gab es ganz interessante Theorien, aber wenig Lebenspraktisches.

Ich wollte näher ans Leben heran und so begann ich einige – eher ganzheitliche Fortbildungen nebenher zu machen, die mich sehr bereicherten und viel lehrten. Auch hier blieb mir Vieles fremd und dennoch fühlte ich den Wunsch aller nach einem achtsameren Miteinander, den ich teile.

In der Schule als Referendarin wurde ich, wie erwartet, nicht glücklich und fand dann einen Studiengang, der ganzheitlicher orientiert war – die Motologie. Das Studium selbst war sehr praxisorientiert, wir habe viel ausprobiert, Selbsterfahrung gemacht und es wurde versucht ein Spagat zwischen Wissenschaft und Praxis hinzubekommen. Das war mir schon näher, aber in den Berufsfeldern, die daraus entstanden, doch wieder zu eng.

Ich habe mich in verschiedenen Arbeitsfeldern ausprobiert. Mit Gruppenprozessen in der Abenteuer- und Erlebnispädagogik, im Waldkindergarten, mit Bewegungsangeboten im Altenheim, der Psychiatrie, mit Kindern, Jugendlichen, behinderten Menschen, als Dozentin in meiner Yogaausbildungschule – immer mit der Idee, die Menschen in ihrer eigenen Entwicklung zu fördern,  ihnen Raum für Selbstwahrnehmung zu schenken und ein anderes Miteinander zu fördern. Gleichzeitig probierte ich mich selbst in verschiedensten kreativen, künstlerischen Aktionen aus – auch mit der Frage, ob ich von so etwas leben könne. (Nicht möglich!)

Und schließlich wurden der Yogaunterricht, die Massage und die gelegentlichen Kunstaktion, (bzw. heute Aktionen zusammen mit meinem Freund Bernd unter „Abenteuer Moment“)  meine „Räume“, um das, was mir wichtig ist, zu leben und  in die Welt zu bringen. Mein Tun trägt mich, auch finanziel und durch schwierige Zeiten. Mein tiefes Interesse gilt dem Menschen und seiner Persönlichkeitsentwicklung, dem sozialen Miteinander – das für mich auch den Umgang mit der Natur einschließt.

So sind meine Yogakurse und Massagen auch nicht nur Yogakurse und Massagen, sondern ich interessiere mich für meine Klienten, ihr Leben. Die Kommunikation, Beziehung ist Teil meiner Arbeit – so die Menschen dafür offen sind.  Alles was ich tue ist eine Einladung und jede/r darf sich davon nehmen, was er/sie möchte. Ich frage, brauche aber keine Antworten. Ich betrachte meine Gegenüber auf Augenhöhe, als eigenverantwortliche Menschen und bin der Meinung nur sie können wissen und spüren, was ihnen gut tut, förderlich ist und was nicht. Ich kann nur Ideen aus meiner Erfahrungswelt geben. Ausprobieren und Entscheiden muss jede/r selbst.

Ich selbst bin ein freiheitsliebender Mensch und deswegen ist für mich die Basis jeder Beziehung Freiheit, Freiwilligkeit und Eigenverantwortung – egal ob beruflich oder privat, egal ob für den Moment oder längerfristig.

Es ist und bleibt für mich ein Geschenk, eine Freude Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und ich bin sehr dankbar für alle, die schon ein Stück Weg mit mir zusammen gegangen sind. Jede Begegnung bereichert mich und sei sie auch noch so herausfordernd. Wie bleiben alle Lernende. Aber lernen geht bekanntlich leichter, wenn man sich gegenseitig untersützt und zeigt.

Ich bin nach wie vor jedes Mal berührt, wenn ich einen Menschen in der Massage so nah sein darf. Es ist etwas besonderes Menschen berühren zu dürfen! Genauso berührt mich das Vertrauen, dass mir von meinen Gegenübern geschenkt wird, indem sie sich öffnen und zeigen. DANKE!

In dem Sinne freue ich mich auf all die Menschen, denen ich begegnen werde und mit denen ich ein Stück Weg laufen darf.

Pläne für die Zukunft?

Ja, habe ich aktuell, auch wenn ich mich gerne vom Leben überraschen lasse.

Drei Komponenten  meiner Arbeit möchte ich noch mehr Raum geben.

Erstens möchte ich mehr draußen arbeiten. Zum einen, weil ich ein Naturkind bin und mich in der Natur verbundener fühle und enorm auftanke. Zum anderen, weil ich anderen eben diese mögliche Nährquelle und auch Verbundenheit, Sinnesoffenheit wieder zugänglich machen und dadurch auch zu einem achtsameren Umgang mit der Natur einladen möchte.

Die zweite Komponente ist die Kommunikation als Brücke für ein gutes Miteinander. Durch die Mediationsausbildung erfahre ich gerade am eigenen Leib, wie vertrackte Situationen sich wandeln können und in ein schönes, berührendes, zugewandtes Miteinander führen. Ich habe dabei auch festgestellt, dass dies oft einfacher oder manchmal überhaupt möglich ist, durch die Unterstützung einer neutralen Person. Einer Person, die lediglich kleine, aber gezielte Hilfestellungen gibt, damit die beiden Konfliktparteien wieder auf eine andere Ebene der Kommunikation finden können. Einer Ebene,  welche die Bedürfnisse beider und das Verständnis füreinander einschließt und dadurch ermöglicht selbstständig eigenen Lösungen zu erabeiten. Wenn das gelingt, ist Beziehung tragfähiger geworden und es gibt mehr Menschen, die den Glauben an die Möglichkeiten in die Welt tragen.

Die dritte Komponente ist eine sich vertiefende Zusammenarbeit mit meinem Freund Bernd.

Ich bin mal gespannt, wie sich das alles entwickeln wird und freue mich auf das, was kommt. Voller Dankbarkeit dem Leben und seiner Möglichkeiten gegenüber ende ich an dieser Stelle.

Vielleicht regt dich dieser Artikel ja an, selbst mal eine Rückschau zu machen?

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